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Hier gewährt Paulina Einblicke in ihre Arbeit als Jugendfreiwillige am Goethe-Institut Brüssel während der Corona-Pandemie
Am 31.08. ging es los. Mein erster Arbeitstag am Goethe-Institut in Brüssel. Viel zu früh stand ich zusammen mit meiner Mitbewohnerin und meinem Mitbewohner, die ich vor zwei Tagen das erste Mal getroffen hatte, vor den Türen des Goethe-Instituts. Eine gewisse Nervosität war spürbar, doch auch andere Gefühle und Gedanken beschäftigten mich an diesem Tag. Da waren die Vorfreude auf ein Jahr Jugendfreiwilligendienst im Ausland an einem Goethe-Institut im Herzen Europas und die Neugierde auf neue Aufgaben, Herausforderungen und Erfahrungen, aber auch Zweifel und Ängste nahmen ihren Platz ein. Ich fragte mich, ob ich überhaupt bereit sei für die Aufgaben, die mich in diesem Jahr erwarten sollten und ob diese Stelle am Goethe-Institut zu mir passe und mit meinen Erwartungen übereinstimme. Zudem plagte mich die Sorge, ob die Corona-Pandemie mir dieses Jahr versauen wird und ob meine Französischkenntnisse ausreichen werden.
Wenn ich heute nach knapp 6 Monaten in Brüssel und ungefähr 125 Arbeitstagen am Goethe-Institut an diesen ersten Arbeitstag zurückdenke, stelle ich fest, dass viele meiner Sorgen unbegründet waren. Durch die Corona-Pandemie müssen viele Arbeitstermine und Veranstaltungen verschoben werden oder ausfallen, doch da ich die Arbeit im Goethe Institut bislang nur unter Corona-Bedingungen kennengelernt habe, ist dieser eingeschränkte Arbeitsalltag Normalität für mich. Seit Beginn meines Freiwilligendienstes in Brüssel ist das Goethe-Institut nur minimal besetzt und große Teile der Arbeit werden im Homeoffice erledigt. Abseits der Corona-Pandemie bietet das Goethe Institut jedoch ein vielfältiges Angebot, welches Workshops, Deutschlehrer*innentage, Schulbesuche und Filmvorführungen sowie Theaterfestivals, Alumni-Treffen, Jugendbegegnungen und Kulturveranstaltungen umfasst. Einige dieser Veranstaltungen können glücklicherweise im digitalen Format stattfinden und meine Kolleg*innen im Goethe Institut Brüssel beziehen mich stets in Planungstreffen mit ein, wodurch mir ein umfangreicher Einblick in die Arbeit am Institut gewährt wird.
Die im Land herrschenden Restriktionen und das verpflichtende Homeoffice können auf die Dauer etwas anstrengend sein, aber dank der vielen Videokonferenzen mit meinen Kolleg*innen habe ich nie das Gefühl alleingelassen zu sein. Selbst an Tagen, an denen man vom Corona-Blues erwischt wird, wird man in der Sprachabteilung von einem Netz gut gelaunter Kolleg*innen aufgefangen, die einen in der morgendlichen Kaffeeklatschrunde durch ihre Wochenendanekdoten und humorvollen Sprüche zum Schmunzeln bringen.
Entgegen meiner Erwartungen verbringe ich wenig Zeit mit den Sprachkursteilnehmer*innen bzw. der Organisation und Hospitation bei Deutschkursen. Das hängt damit zusammen, dass die Kurse zurzeit digital stattfinden. Aber ich unterstütze meine Kolleg*innen bei der Durchführung der Prüfungen, bereite die Prüfungsräume vor und führe Aufsichten. Den Hauptteil meiner Arbeitszeit verbringe ich mit Aufgaben der BKD (Bildungskooperation Deutsch) und PASCH (Schulen: Partner der Zukunft). Hier fallen viele organisatorische Tätigkeiten an, wie der Versand von Werbepaketen an Deutschlehrkräfte in Belgien oder das Erstellen von Werbematerialien. Dabei ist vor allem Strukturiertheit, aber auch Kreativität gefragt. Darüber hinaus schreibe ich viele E-Mails und unterstütze mein Team bei der Vorbereitung von Planungstreffen. Ich erstelle Präsentationen oder führe während der Besprechung Protokoll. Außerdem machen Rechercheaufgaben einen Teil meines Aufgabenbereichs aus. Im Internet suche ich regelmäßig nach Veranstaltungen, die von anderen Institutionen geplant werden und sich um das Thema Deutsch als Fremdsprache drehen, oder ich erstelle Vergleiche des Kursangebots der Institute in der Region. Als sogenanntes Regionalinstitut übernimmt das Goethe-Institut in Brüssel nämlich außerdem die Koordination von Projekten mit anderen Ländern in Südwesteuropa.
Doch auch die inhaltliche Arbeit kommt nicht zu kurz. So konnte ich mein Team beispielsweise bei der Ausarbeitung von didaktischen Materialien unterstützen, bei der Vorbereitung einer Fortbildung für Deutschlehrkräfte mitwirken und an einer Sprachaufnahme von deutschen Texten teilnehmen, die nun im Deutschunterricht in Belgien Verwendung finden. Zur Weihnachtszeit habe ich gemeinsam mit der damaligen Praktikantin ein Gewinnspiel für die Deutschlernenden organisiert, bei dem es darum ging, ein Gedicht zu schreiben und es graphisch zu gestalten. Wir haben uns dabei sowohl um die Ausschreibung und Umsetzung des Wettbewerbs gekümmert als auch bei der Auswertung der Gedichte mitgeholfen. Es besteht auch die Möglichkeit, selbst eigene Projekte auf die Beine zu stellen und persönliche Ideen und Anregungen bei unseren sogenannten "Jours fixes" einzubringen. Auf dem Instagram-Account des Instituts läuft zudem momentan eine Kampagne, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Brüssel und der Jugendfreiwilligen aus der Öffentlichkeitsabteilung organisiert wird und in unserer Verantwortung liegt. Ziel dieser Kampagne ist es, Deutsch als Schulfach zu bewerben und dafür entsprechende Texte und ansprechende Bilder zu erstellen. Zu jedem Post wird eine Übersetzung ins Flämische und ins Französische benötigt, weshalb Sprachkenntnisse in mindestens einer dieser Sprachen sehr von Vorteil sind.
Ansonsten läuft mein Alltag im Institut (leider) zu 90% auf Deutsch ab, da fast alle Mitarbeiter*innen am Goethe-Institut Deutsch sprechen. Französisch spreche ich hauptsächlich, wenn Kontakt außerhalb des Instituts besteht und wenn ich in meiner Freizeit in Brüssel unterwegs bin. Durch die Internationalität der belgischen Hauptstadt kann man sich zudem überall mit Englisch behelfen, falls es einmal zu Verständnisschwierigkeiten kommt. Kurzum: Gute Französischkenntnisse sind hilfreich, die Verbesserung der Sprachkenntnisse ist jedoch nur außerhalb der Arbeit und der Freiwilligen-WG durch Eigeninitiative und Motivation möglich.
Während des aktuellen Teil-Lockdowns sind Treffen in Sportgruppen oder Erkundungstouren durch Brüssels Bar- und Café-Szene leider nicht möglich, wodurch sich das Treffen von Leuten und das Kontakteknüpfen außerhalb der Arbeit und der WG als Herausforderung darstellen. Dafür gibt es aber inzwischen viele Ersatzprogramme, bei denen man zumindest digital die Möglichkeit bekommt, einige Brüsseler*innen kennenzulernen.
Auch die fünf pädagogischen Seminare, die das DRK organisiert, finden in diesem Jahr digital via Zoom statt. Deswegen konnte ich die anderen Freiwilligen bislang nur über den Bildschirm kennenlernen. Trotzdem ist es für mich bei jedem Seminar so, als würde ich alte Freunde wiedersehen. Glücklicherweise wohne ich in Brüssel mit zwei weiteren Jugendfreiwilligen zusammen, die Ihren IJFD ebenfalls im Goethe-Institut Brüssel absolvieren. Ein Vorteil dabei ist, dass man ohne viel Aufwand neue Freundschaften in einer fremden Stadt schließen kann. Trotz der Pandemie können wir jedes Wochenende etwas zusammen unternehmen, in Museen gehen, mit Praktikant*innen aus dem Institut die schönsten Ecken Brüssels erkunden oder andere süße belgische Städte bereisen. Wir kochen und essen jeden Tag zusammen und man hat immer jemanden, mit dem man sich austauschen kann.
Abschließend bleibt zu sagen, dass ich mich auf ein weiteres halbes Jahr am Goethe-Institut und in der Stadt Brüssel freue. Ich bin gespannt auf weitere interessante Erfahrungen und Begegnungen hier. Für mich war die Entscheidung, trotz Covid 19 nach meinem Abitur für ein Jahr ins Ausland zu gehen, auf jeden Fall die richtige, da ich trotz der Pandemie deutlich von diesem Jahr in Brüssel profitiere. Bereits jetzt konnte ich mich persönlich weiterentwickeln und weiterbilden und weiß, wie man den eigenen Haushalt schmeißt. Doch natürlich hoffe ich, dass die Corona-Pandemie für uns alle bald nur noch eine Erinnerung sein wird.